Tanz & Tradition: der Kocherlball in München

Am dritten Sonntag im Juli stehen die traditionsbewussten Münchner schon etwas früher auf als sonst! Denn dann wird in den frühen Morgenstunden der Kocherlball im Englischen Garten unter dem Chinesischen Turm gefeiert - und das heißt vor allem Trinken & Tanzen im Morgengrauen. Wir haben es dieses Jahr zum ersten Mal geschafft, uns kurz vor 4 Uhr aus dem Bett zu quälen und dem Treiben zu folgen... und es hat sich absolut gelohnt. Der nächste Ball ist schon im Kalender markiert - nur dann müssen wir noch früher aufstehen! Das ist wohl das erste Anzeichen dafür, dass ich langsam zum Bayer werde...

Joa mai - wenns schee macht!


Historie

Ende des 19. Jahrhunderts wollten auch mal die Bediensteten von Münchens Schickeria Spaß haben und feiern. Und da sie nun mal tagsüber arbeiteten, mussten sie also in aller Früh vor der Arbeit die Zeit zum tanzen nutzen. Und so trafen sich bis zu 8.000 Köche, Hausdiener, Küchenpersonal und Kindermädchen jeden Sonntag morgen zwischen 5 und 8 Uhr, um zu trinken und zu tanzen. Das ging so lange gut, bis im Jahr 1904 die Veranstaltung wegen "Mangel an Sittlichkeit" verboten wurde. Aber Gott sei Dank geht es nun wieder weiter... Denn seit dem 200. Jubiläum des Englischen Garten wird nun wieder am Chinesischen Turm getanzt und gefeiert. Doch jetzt treffen sich dort nicht ausschließlich die Kocherl - also Diener, Haushälterinnen etc. - sondern alle traditionsbewussten Münchner, um den jährlichen Kocherlball zu feiern. Dieses Jahr wurden ca. 12.000 Menschen gezählt, die sich überwiegend in Tracht dort versammelten, um diesen besonderen Tag zu feiern.


Das Motto: Tanzen & Trinken

Am Sonntag morgen klingelte kurz vor 4 Uhr der Wecker... auf ging es mit dem Radl zum Englischen Garten - zu der wohl größten Tanzveranstaltung in München. Und schon auf dem Weg dorthin trafen wir zahlreiche Münchner, die mit Dirndl und Lederhose auf dem Weg zum Fest waren. Dort angekommen leuchteten in der Dämmerung schon die zahlreichen Kronleuchter und Kerzen. Der komplette Biergarten war um 5 Uhr bereits gefüllt, die Bänke besetzt und auf den Tischen türmten sich die Mitbringsel der Gäste: Brot, Wurst, Käse, Früchte. Und daneben standen auch schon die ersten Maßkrüge voll mit Bier - eine richtige Brotzeit eben. Und auf nahezu jedem Tisch standen prunkvolle Kronleuchter und Kerzen, bei denen man schon erahnen konnte, wie lange die Besucher schon dort verweilten. Wir bahnten uns dann einen Weg durch den Biergarten hindurch und fanden schließlich einen Platz auf dem Spielplatz - inklusive der ersten Maß. Kurze Zeit später begann auch offiziell der Ball. 


Gegen 6 Uhr begann dann auch die Musik zu spielen. Jedes Jahr kommt dafür eine andere Blasmusik-Kapelle, die auf einer kleinen Tribüne direkt vor dem chinesischem Turm für Unterhaltung sorgt. Gespielt werden Walzer, Polka und Münchner Francais - immer begleitet von zwei Vortänzern, die den Anfängern zeigen, wie es geht. Zudem gibt es jeden Donnerstag vor dem Kocherlball eine kostenlose Tanzstunde im Hofbräuhaus um den Gästen einige Grundschritte beizubringen. Und da war es auch kein Wunder, dass tausende Tanzbegeisterte den Platz vor dem Turm füllten, so dass wir nur am Rande mal ein paar Schritte versuchen konnten. Aber Spaß hat es auf jeden Fall gemacht, so dass wir nächstes Jahr bestimmt wieder dabei sein werden. Nur dann ein paar Stunden früher und ein weniger geübter im tanzen!


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