Stellt euch vor, ihr macht eine 4-Stunden-Wanderung durch den wildesten Dschungel, um dann die Nacht am Kraterrand eines aktiven Vulkans zu schlafen, der alle 10 bis 20 Minuten ausbricht und Lava spuckt! Das klingt doch ganz schön verrückt, oder? Das dachte ich mir auch, als mir mein Mann genau diese Tour für den Beginn unseres Sabbaticals vorgeschlagen hat. Und jetzt der kleine Spoiler: Natürlich haben wir es gemacht und wir können es immer noch nicht glauben, was für ein einmaliges Abenteuer das war und welche Kraft diese Natur doch hat! Aber lest selbst, wie es für uns da oben war!
Wie alles begann: unser Tour-Guide Alex
Tatsächlich hat alles damit angefangen, dass mein Mann im Internet nach den aktivsten, aber bezwingbaren Vulkanen auf dieser Welt gesucht hat. Heraus kamen zwei Vulkane, die mit ihrer Lage in Nord-Indonesien auf unserer Route lagen und wo wir ganz grob einige Informationen dazu gefunden hatten. Nach weiterer Recherche (vor allem aus Angst von mir aus ;) fanden wir einen Bericht bei Indojunkie, der eine Tour zum Vulkan beschrieb und über den wir dann den Guide Alex fanden. Mit Alex setzten wir uns schließlich in Kontakt, erhielten einen Ablaufplan für die Tour zum Mount Ibu und warteten dann aufgeregt, bis es endlich los ging. Der Wahnsinn nahm seinen Lauf...
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Alex lebt auf der Insel Halmahera – eine relativ große Insel im Norden von Indonesien – auf der sowohl der Mount Ibu als auch der Mount Dukono liegen. Beides sind aktive Vulkane, die in regelmäßigen Abständen ausbrechen. Während man beim Mount Ibu – Achtung Spoiler - die austretende Lava bei Nacht erkennen kann, besteht der Dukono aus einem riesigen Lavasee, aus dem ständig Gase austreten. Da Alex aus einem kleinen Dorf unterhalb des Mount Ibu kommt, kennt er beide Vulkane wie seine Westentasche und bietet als einziger Einheimischer Touren zu den Vulkanen an. Laut ihm gibt es nur noch einen Franzosen, der auch Touren zum Mount Ibu anbietet – allerdings für mehrere Tausend Euro. Wir haben die 2-Tages-Tour direkt bei ihm gebucht und für alles zusammen – Speedboottickets, 1 Übernachtung in seinem Bungalow, 1 Übernachtung am Kraterrand inkl. einfache Ausrüstung, Essen und Getränke – ca. 210 € pro Person bezahlt, was ich absolut gerechtfertigt finde. Neben ihm wird davon immerhin auch noch ein Fahrer und Porter bezahlt.
Und los ging es!
Tatsächlich war ich ein bisschen aufgeregt und neugierig, wie alles so ablaufen würde, als uns Alex am Flughaben in Ternate begrüßte und abholte! Er hatte uns zuvor schon einen Plan geschickt, aber etwas Unsicherheit war schon dabei. Zusammen mit Philipp, einem weiteren Deutschen, der uns auf der Tour begleitete, gingen wir zuerst einmal Mittagessen und lernten uns etwas kennen. Von Ternate ging es dann mit dem Speedboot nach Sidangoli, wo unser Taxifahrer bereits auf uns wartete. Die Bootsfahrt war etwas rau. Normalerweise fährt er immer direkt nach Jailolo, aber da die Wellen an dem Tag so hoch waren, entschied er sich – zum Glück – für die kürzere Route. Von da aus hatten wir 3 Stunden im Auto vor uns, bis wir in dem kleinen Dorf Ibu ankamen, von wo aus die Tour starten sollte. Unterwegs zeigte er uns noch ein paar traditionelle Dorfhäuser und erzählte uns etwas über die Bräuche in dieser Gegend von Indonesien. Zum ersten Mal im Sabbatical hatte ich hier wieder das Gefühl, dass die Einheimischen vorher noch nie einen Weißen gesehen haben und sich deswegen sehr freuten, als wir durch ihre Dörfer fuhren.
Angekommen in seinem Dorf fuhren wir in ein etwas abgelegenes Grundstück, wo sein Bungalow steht, den er für Touren nutzt, weil er sonst mit seiner Familie in Tobelo wohnt. Ehrlich gesagt waren wir alle drei beim ersten Anblick ein bisschen überrascht, dass wir hier die Nacht verbringen sollen. Aber wie sich heraus stellte, war das nur das erste Anzeichen für den Ökotourismus, den er als so wichtig empfand und umsetzte. Im Nachhinein fand ich es aber recht bequem und absolut ausreichend, wenn man weiß, worauf man sich einlässt. Und das war nun mal eine einfache Matratze in einer Holzhütte ohne Strom und fließend Wasser. Und auf dem Weg dorthin kann man auch mal einem Tausendfüßler oder einer Kobra begegnen. Aber kein Grund zur Sorge ;) Und unser Bad hatten wir dann nach unserer Ankunft in einem Fluss neben zahlreichen anderen, planschenden Kindern, die sich freuten uns zu sehen! Dann noch ein einfaches Abendessen in wohl dem einzigen Restaurant in diesem Teil der Insel und dann ging es auch schon zurück in den Bungalow, um sich auf die Tour vorzubereiten.
Am nächsten Morgen gegen 9 Uhr ging es dann nach einem nährhaften Frühstück (Mi Goreng mit Fisch) los! Mit dem Auto ging es noch ein paar Kilometer landeinwärts zu einer Kokosplantage, bevor die Wanderung startete. Zunächst durch einen Wald voller Kokospalmen und Muskatnüsse, wo wir Halt machten und unser Träger uns erst mal als Stärkung eine Kokosnuss vom Baum holte. Und ganz ökologisch mal eben Strohhälme aus Bambus schnitzte! Da schlägt mein Herz gleich schneller! Danach folgten ca. 2 Stunden Wanderung mit mittelmäßigem Anstieg, was noch recht gut zu schaffen war. Bei einer Pause gab es dann Reis, Nudeln, Hühnchen, frisch zubereitete Gemüsesuppe und einen kurzen Mittagsschlaf. Denn dann lag der etwas anstrengendere Teil von nochmal ca. 2 Stunden vor uns, der aus unebenen Schritten und Klettern bestand. Alex musste hier immer mal wieder mit seiner Machete den Weg von Ästen befreien, da es natürlich keinen ausgebauten Weg gab, sondern eher ein Trampelpfad war, den man mal mehr und mal weniger gesehen hat. Es fühlte sich auf jeden Fall wie eine richtige Dschungeltour an!
Endlich oben angekommen, aber...
Oben angekommen machten wir einen Stop am unteren Kraterrand des Vulkans, an dem wir aber noch nicht so viel sehen konnten, da der komplette Berg im Neben und den Wolken versunken war. Von dort aus machten wir uns auf dem Weg zur letzten Etappe – zu unserem Schlafplatz für diese Nacht! Dieser befand sich an einer anderen Seite des Kraters auf einer kleinen ebenen Fläche, wo sie schnell ein Lager für uns alle aufbauten. Alex erzählte uns dann, dass er normalerweise unseren Platz von der Mittagspause als Schlafplatz nutzt und sie dann inmitten der Nacht die letzte Strecke zurück legen. Bei uns war jedoch so ein Nebel, dass er die Chance erhöhen wollte, dass wir etwas sehen! Und zum Glück: Wir hätten den letzten Teil definitiv nicht in der Nacht zurück legen wollen. Und so konnten wir die ganze Nacht nutzen, um den Vulkan zu beobachten...
Dafür standen wir jetzt am Kraterrand mit Blick auf Wolken und Nebel und dann kam immer wieder ein lautes Donnergrollen, dass uns verriet, dass der Vulkan keine 400 m neben uns gerade ausbricht! Ein krasses Gefühl ohne genau zu wissen, was da vor einen geht. Alex erzählte uns nur immer wieder anhand dessen was er hörte, ob das eine große oder kleine Explosion war. Zwischendrin war der Nebel mal für ein paar Sekunden verschwunden und uns offenbarte der große Krater, den wir da direkt vor unseren Füßen hatten! Und schwupps – schon wieder war der Nebel da!
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Lava!!! Explodierende Lava!!!
Nach einem leckeren Abendessen und leider immer noch keinen weiteren Blick auf den Vulkan, entschieden wir uns ins Bett zu gehen. Die Nacht war etwas kühl durch den Nebel, aber ansonsten sehr gut. Unsere Zelte wurden extra so aufgebaut, dass wir einen direkten Blick auf den Krater hatten! Und so gingen wir schlafen mit der Hoffnung, dass Alex uns wecken würde, wenn wir etwas sehen könnten!
Und da war es: ein lautes Donnergrollen, von dem wir beide wach würde! Ich hob den Kopf, schaute verschlafen aus dem Zelt und sah ein kleines, rotes Funkeln am Ende des Horizonts! Schnell weckte ich meinen Mann und konnte jedoch den Blick gar nicht mehr abwenden. Man musste genau hin schauen, aber ich sah die glühende Lava! Und wieder ein Grollen und rote funkelnde Lava. So ging es quasi die ganze Nacht weiter. Zwischendurch kam der Nebel wieder zurück, wir legten uns schlafen und quasi im Wechsel schaute einer nach oben, wenn er vom Donner wach wurde! Das absolute Highlight war die Lava, die durch die Explosion nach oben und in alle Richtungen geschleudert wurde! Und zwischendurch kam immer wieder mal ein Blitz, der sich anscheinend durch die starke Energie dort oben bildet! Es war der Wahnsinn, wie wir hier mitten in der Nacht die Kraft und Macht der Natur erleben durften! Wir versuchten immer wieder diese Momente in Bilder einzufangen, aber diese Gänsehaut ist einfach schwer zu greifen! Und tatsächlich fühlten wir uns während der Explosionen auch echt sicher! Immerhin konnten wir jetzt ohne Nebel auch sehen, was in 400 m los ist und das es noch genügend Abstand ist! Wir hatten also keine Angst, sondern eher Adrenalin in uns und waren einfach nur so geflasht und dankbar, dass wir das mit ansehen konnten.
Als dann die Sonne langsam am Horizont erschien, konnten wir nochmal den kompletten Krater in seiner ganzen Pracht sehen. Und auch um uns herum erwachte die Welt. Wir sahen die Berge, Dörfer und sogar das Meer um uns herum und genossen den Sonnenaufgang. Alex zeigte uns den Dukano, den wir am Horizont genau so aktiv und rauchend sehen konnten und überlegten noch kurz, ob wir diesen Vulkan auch noch machen sollten. Aber nein, der Mount Ibu war Abenteuer genug und wir würden noch lange davon zehren können. Nach einem ausgiebigen Frühstück mit Blick auf den explodierenden Vulkan, begannen wir zu packen. Erst jetzt im Hellen nahmen wir so richtig die Wolke wahr, die Hunderte von Metern bei jeder Explosion nach oben schoss!
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Vor dem Rückweg hatten wir tatsächlich recht Respekt. Der Weg war an manchen Stellen ganz schön matschig und eben komplett unberechenbar. Man rutschte auf den Blättern, den Wurzeln und dem Schlamm nur so nach unten. Und unterwegs begegnet man dann eben auch nochmal einigen Schlangen, Würmern und Schmetterlingen. Dschungel halt. Aber wir haben es geschafft! Nach ca. 2-3 Stunden haben wir wieder die Kokosplantage erreicht, wo unser Fahrer schon auf uns wartete! Als Belohnung gab es noch ein Bad im Fluss und ein Mittagessen, bevor uns Alex wieder zur Fähre nach Ternate brachte! Eine unvergessliche und einmalige Tour ging zu Ende!
Was du vorher wissen solltest:
- Die Tour hat nichts mit Tourismus, sondern mit Abenteuer zu tun! Erwarte keinen Luxus, Strom, Toiletten und abgesteckte Wege! Du wanderst mit einem Einheimischen durch einen Dschungel. Alex ist super erfahren, kennt sich bestens über den Vulkan und den Weg aus und hat auch schon viele Erfahrungen mit den Touristen gesammelt, die die Tour bei ihm gemacht haben. Er ist jedoch kein ausgebildeter Guide und hat sein Wissen rund um eine Notfallversorgung aus dem Internet! Er hat auf uns einen super Eindruck gemacht, aber das sollte man wissen! Vor ein paar Jahren gab es einen tragischen Unfall bei dem französischen Guide, wo ein Mann verschwunden ist, weil er einen kleinen Hang herab gestürzt ist. Als ihn Einheimische 1 Tag später gefunden haben, war er komplett dehydriert und konnte die schnelle Flüssigkeitszufuhr nicht verarbeiten, sodass seine Lungen kollabiert sind. Das war aber anscheinend der einzige Zwischenfall auf dem Vulkan!
- Es ist immer noch ein Vulkan! D.h. man weiß nie zu 100 % wie er sich verhält, wie aktiv er ist und wie groß die Explosionen in ihm sind. Alex checkt vor jeder Tour die Aktivität bei den ansässigen Seismologen, aber natürlich kann es immer einem größeren Ausbruch kommen. Die größte Gefahr sind dabei wahrscheinlich Steine, die aus dem Vulkan katapultiert werden. Im Normalfall fliegen diese nicht so weit, aber wir haben gerade oben am Rand immer wieder große Steine oder Asche gesehen. Ein gewisses Restrisiko bleibt also immer!
- Es ist eine richtige Öko-Tour! Er hat uns Kokosnüsse zum Trinken vom Baum geholt, hat Bambus zerkleinert, damit wir es als Strohhalm und Kaffebecher nutzen konnten und er hat keinen Müll auf dem Weg zurück gelassen. Ganz im Gegenteil! Plastik, den er unterwegs gefunden hat, hat er einfach eingesteckt. Und seine Träger hat er immer dazu ermuntert, das Selbe zu tun!
- Am besten ihr bringt eine kleine Standard-Ausrüstung mit, die ihr für die Tour für notwendig empfindet. Damit meine ich so etwas wie eine Stirnlampe oder vielleicht auch einen dünnen Schlafsack! Alex hat eine Grundausstattung, aber hatte beispielsweise bei uns nur einen Schlafsack, obwohl wir 3 Leute waren. Und ohne die Stirnlampe wären wir in der Nacht echt aufgeschmissen gewesen. Also am besten vorab überlegen, was ihr für euch braucht und mit ihm sprechen, was er euch verfügbar hat. Ansonsten hatten wir eine kurze und eine lange Hose dabei, 2 Shirts, eine Strickjacke und einen Windbreaker und ein Stirnband, das ich in der Nacht auch gebraucht habe, da es schon recht kühl (ca. 13 Grad) geworden ist.
Hat dich die Abenteuer-Lust gepackt?
Dann informiere dich gerne direkt bei Alex auf seiner Blogpost-Seite oder bei Indojunkie, wo wir die Touren gefunden haben! Hier findest du weitere Links zu den Vulkanen auf Halmahera:
- Blog von Alex
- Indojunkie: Vulkan Ibu: Die ruhelose Göttin von Halmahera
- Indojunkie: Aufsteig auf den Dukono Vulkan
Gerne vermittele ich euch auch direkt die Kontaktdaten zu Alex. Schreibt mich dazu einfach direkt an oder wenn ihr noch weitere Fragen habt!
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